Kirchenbücher oder Personenstandsbücher (Register) der Standesämter über Taufen /
Geburten, Heiraten und Sterbefälle / Begräbnisse bezeichnet man mit dem Oberbegriff
Standesregister.
Informationen über unsere Ahnen in Schlesien für die Zeit bis Ende September
1874 kann man nur in alten Kirchenbüchern finden.
Am 01. Oktober 1874 trat dann das preußische Personenstandsgesetz in Kraft, das die
Standesämter zu (alleinigen) Personenstandsbehörden machte.
Seit 1874 führen also staatliche Standesämter Register über Geburten, Heiraten und Tote.
Glücklicherweise sind viele dieser Standesregister heute verfilmt und zum größten Teil über die
Forschungsstellen der Mormonen
für jedermann gut verfügbar.
Aber wenn bei den Mormonen keine Filme des gesuchten Kirchenbuches oder Standesregisters
zu finden sind, muss man die heutigen Lagerstellen dieser Bücher finden, was in
Schlesien oft sehr schwierig ist.
Über einige wenige Bestände von Personenstandsbüchern aus den heute polnischen Gebieten des
früheren deutschen Reiches verfügt das Standesamt I in Berlin,
Schönstedtstraße 5, 13357 Berlin (Mitte).
Im Jahr 1992 erschien dazu das Buch: "Standesregister und Personenstandsbücher der Ostgebiete
im Standesamt I in Berlin. Gesamtverzeichnis für die ehemaligen deutschen Ostgebiete, die
besetzten Gebiete und das Generalgouvernement". Zusätzlich besitzt das Standesamt I etwa
1,5 Millionen Datensätze zu Einzelpersonen aus nahezu 1400 Standesämtern, über die aus
datenschutzrechtlichen Gründen kein Verzeichnis veröffentlicht wird.
Auch das Evangelische Zentralarchiv in Berlin besitzt ostdeutsche Kirchenbücher,
siehe: Verzeichnis der Kirchenbücher im Evangelischen Zentralarchiv in Berlin.
Teil 1: Die östlichen Kirchenprovinzen der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union,
3. erweiterte und verbesserte Auflage, Berlin 1992.
„Berichtigungen und Ergänzungen zum Verzeichnis der Kirchenbücher im Evangelischen
Zentralarchiv in Berlin“, Berlin 1999.
Die meisten der in Schlesien erhaltenen evangelischen Kirchenbücher und die bereits
100 Jahre alten Register der Standesämter
befinden sich heute in den polnischen Staatsarchiven.
Im Jahr 2000 erschien das Buch:
"Deutsche Personenstandsbücher und Personenstandseinträge von Deutschen in Polen - Niemieckie ksiegi stanu cywilnego w
Polsce 1898-1945".
Von Tomasz Brzózka, Vorsitzender des polnischen Verbandes der Standesbeamten und Leiter des Standesamts in Zielona Góra
Herausgegeben vom Verband der Standesbeamten der Republik Polen, Wydawca: Stowarzyszenie Urzedników Stanu Cywilnego RP.
Die in Polen verbliebenen deutschen Personenstandsbücher sind erstmals in einem Gesamtverzeichnis nachgewiesen,
unter Angabe des heute zuständigen Standesamts und seiner Anschrift. Die Einführung erläutert die Verzeichnisse,
beschreibt - mit Mustern - die polnischen Urkunden und gibt Hinweise auf deren Verwendbarkeit in Deutschland.
Die Militärkirchenbücher sind eine weitere wichtige Quelle:
Siehe: Veröffentlichungen der Arbeitsgemeinschaft der Archive und Bibliotheken in der evangelischen Kirche 18:
Wolfgang Eger: Verzeichnis der Militärkirchenbücher in der Bundesrepublik Deutschland
(nach dem Stand vom 30. September 1990) 1993, Verlag Degener & Co., Neustadt an der Aisch.
Die katholischen Kirchenbücher sollten sich eigentlich in den Diözesanarchiven
befinden, aber nicht wenige liegen noch heute in den katholischen Pfarreien, wo sie
entstanden sind, vereinzelte sogar in polnischen Staatsarchiven.
Leider befinden sich auch viele Register der Standesämter noch am Ort ihrer
Entstehung, obwohl ein Personenstandsbuch ins Staatsarchiv abzugeben ist, wenn 100 Jahre
seit seinem Abschluß vergangen sind. Eine Übersicht dazu findet man in dem Buch von Tomasz
Brozka: "Deutsche Personenstandsbücher und Personenstandseinträge von Deutschen in Polen
1898-1945".
Wie es zu den besonderen Schwierigkeiten bei evangelischen Kirchenbüchern kam, kann man
hier nachlesen.
Die Adressen der wichtigsten Archive in Schlesien
finden Sie hier. Ergänzungen, auch Adressen von Archiven bringt
Doris Baumert.
Einen guten Überblick zu den "Grundlagen zu Personenstandsregistern / Kirchenbüchern in
Schlesien" bietet
Klaus Liwowsky
mit ergänzenden Literatur-Hinweisen.
Wie finde ich nun konkret die heutigen Lagerstellen der Personenstandsbücher?
Man sollte stets zuerst ermitteln, zu welcher Kirchengemeinde bzw. ab 1874 Standesamt der gesuchte Ort xy zur
interessierenden Zeit gehörte. Einen guten Einstieg zur Lösung bietet
"Kartenmeister" .
Als Ergebnis dieser Suche liefert "Kartenmeister" eine Reihe von Angaben zum Ort xy, u.a. die folgenden:
Lutheran Parish> | Ort xy1 | = Evg. Pfarrei |
Catholic Parish | Ort xy2 | = Kath. Pfarrei |
Standesamt | Ort xy3 |
Die Ergebnisse aus dieser Tabelle gelten streng nur für die Zeit 1900 bis 1945. Welche Zuständigkeiten davor bestanden, findet man in den Historischen Ortsverzeichnissen .
Auf der Website:
https://www.familysearch.org/search/catalog
kann man den Katalog der Zentralbibliothek der Mormonen einsehen und ihn nach verschiedenen Stichworten durchsuchen, etwa nach Ortsnamen, Familiennamen, Autoren, Literatur-Titeln, Schlüsselwörtern, Filmnummern usw..
Hier sieht man , ob es Filme zu der gesuchten Pfarrei bzw. dem Standesamt gibt. Weitere Informationen zur Suche im Katalog bietet das GenWiki.
Nur wenn keine Filme vorhanden sind, sollte man nach den Lagerorten der alten Kirchenbücher
bzw. Standesamtsregister fahnden, weil das meist der viel größere Aufwand ist.
Im Jahr 1902 erschien diese wichtige, heute online verfügbare
Bestandsaufname
aller noch vorhandenen Kirchenbücher für die
Pfarrorte Schlesiens in alphabetischer Reihenfolge der Orte. Sie enthält sowohl die katholischen als auch die evangelichen erhaltenen Matriken und wurde
von den damals besten Kennern verfasst.
Diese Aufstellung zeigt Ihnen das Maximum dessen, was Sie heute an Kirchenbüchern im günstigsten
Fall noch finden können.
Ich gebe nun eine kleine Übersicht über Standesregister, deren Lagerstellen ich kenne:
Konkrete heutige Standorte für die
schlesischen Kirchenbücher und sonstigen Personenstandsbücher .