Fakten über alte Zeiten für Freunde und Familienforscher:
1. Zur Skizzierung des Dorfes vor langer Zeit
Das schöne Hemmersdorf liegt in Niederschlesien im Süden des Kreises Frankenstein. Dieses Waldhufendorf wurde um 1260 im
Auftrag des nahen Klosters Kamenz gegründet.
Sie sehen hier eine frühe Landkarte [~1650], bei der die Himmelsrichtung
Nord noch nach links weist!
Friedrich Albert Zimmermann beschrieb im Jahr 1785 auch Hemmersdorf in seinen „Beiträgen
zur Beschreibung von Schlesien“ im Band 4: Vom Fürstenthum
Münsterberg:
„
Hemmersdorf,
soll bereits 1235 dem Stift zu Kamenz von Heinrich dem Bärtigen
geschenkt worden seyn; es ist aber glaublicher, dass das Stift dieses
Dorf auf die ihm von diesem Herzoge 1228 geschenkte grosse Heide oder
Wüste erbauet hat; soviel ist gewiss, dass es von jeher dem
Kloster zu Kamenz gehört. Es bestehet aus
1 Kirche, wobey ein
Konventual ist; 1 Pfarrhaus, 1 Schulhaus, 2 Vorwerkern, 32 Bauern, 28
Gärtnern, 66 Häuslern, 2 Wassermühlen, 1 Schmiede und
771 Einwohnern.“
Johann
G. Knie schreibt in seinem berühmten Buch „Uebersicht der
Dörfer, Flecken, Städte und andern Orte der Königlich
Preussischen Provinz Schlesien“ im Jahre 1845 zu dem Dorf
Hemmersdorf auf Seite 220:
„Hemmersdorf,
1260 Helmirici villa und 1316 Heymrichsdorf, vom Stift Camenz
angelegt. Ein Dorf, Regierung und Ober-Landes-Gericht Breslau;
(Münsterberg-Glatzs'che Fürstenthums Landschaft)
Frankenstein, Süd 1 Meile, oft mit Hennersdorf verwechselt, Post
Camenz und Wartha. -
Marianne,
Prinzess Albrecht von Preussen. Patrimoniums Gericht der Herrschaft
Camenz zu Camenz, auch criminal.
156
Häuser, 1 herrschaftliches Vorwerk, 1052 Einwohner (3 evg.);
evg. Kirche zu Reichenstein; 1 katholische Pfarrkirche, 1250 vom Abt
in Camenz erbaut und dann erweitert; Patronat königlich und
fürstbischöflich; verbunden Gierichswalde mit
Tochterkirche, Archipresbyterat und Inspektion Frankenstein; hat
Wiedmut [Besitz der Pfarrstelle] mit Wiese und Wald. 1 katholische Schule nur für den
Ort; 1 Lehrer, 1 Hilfslehrer, Collatur [Patronat] wie Kirche; Fiskus und
Gemeinde tragen gleich. 2 Wassermühlen, 1 Sägemühle, 1
Brennerei, 4 Leinwebstühle, 20 Handwerker, 9 Händler. 1050
ganz Merin.
Das
herrschaftliche Vorwerk wurde im 16. Jahrhundert vom Kloster als
Erbscholtisei erworben und in den 1740er Jahren bei Aufnahme des
Grundsteuer-Catasters als Dominal Vorwerk mit dem geistlichen Divisor
zu 50 Prozent belegt.“
2. Im Jahr 1938 vorhandene Kirchenbüchern und Personenstands-Register
Die
damalige Lage entnehme ich dem Buch von Erich Randt: „Die
älteren Personenstandsregister Schlesiens“.
Zu
Hemmersdorf steht dort, dass die katholischen Kirchenbücher für
Taufen, Trauungen und Beerdigungen ab 1716 bis 1937 ff in Hemmersdorf
vorhanden waren.
Beim
Amtsgericht Reichenstein lagen zusätzlich entsprechende
Duplikate für die Zeit 1810 bis 1874, wobei das Jahr 1845
allerdings bereits fehlte. Die katholischen Kirchenbücher
Schlesiens bis zum Jahr 1765 sollten zu ihrer Sicherung 1937 in das
Diözesanarchiv Breslau überführt werden. Die Pfarrei
Hemmersdorf hat sich leider dieser Aktion entzogen. Dadurch blieb der
für 1938 angegebene Zustand, dass alle Kirchenbücher in der
Pfarrei Hemmersdorf lagen, bis 1945 erhalten.
Seit dem 1. Oktober 1874 waren allein die Standesämter Personenstandsbehörde in Preussen. Hemmersdorf gehörte bis 1945 zum Standesamt Heinrichswalde, Gierichswalde dagegen zum Standesamt Banau.
Ein Steckbrief aus dem Frankensteiner Kreisblatt vom Juni 1878:
Josef Geidler, kath., 37 Jahre alt, auch Christoph oder Tschinke genannt, aus Hemmersdorf ist wegen rückfälligen Diebstahls ins Gerichtsgefängnis zu Frankenstein einzuliefern.
Beschreibung:
Blonde Haare und Augenbrauen, kleinen roten Schnurrbart, sonst rasiert, freie Stirn, blaue Augen, defecte Zähne, ovales Gesicht mit Sommersprossen.
3. Quellenlage im Jahr 2007
a)
Kath. Kirchenbücher:
Ob die bis 1945 beim
Amtsgericht Reichenstein liegenden Duplikate der Hemmersdorfer Kirchenbücher für die Zeit 1810 bis 1874 heute im
Staatsarchiv Kamenz bei den Akten des Amtsgerichts Reichenstein liegen, konnte ich noch nicht klären.
Die
Kirchenbücher sind nach Auskunft des Ortspfarrers und des
Breslauer Diözesanarchivs nach 1946 veruntreut worden und heute
verschollen. Von den Taufbüchern ab 1885 bis 1945 soll es aber
noch alte Fotokopien geben, von anderen Büchern dagegen nichts
mehr. Als schwacher Ersatz:
Ich habe - auch mit der freundlichen Unterstützung anderer Familienforscher - eine Vielzahl von Taufen, Heiraten und Beerdigungen
von Hemmersdorfern in den Kirchenbüchern der Nachbar-Pfarreien gefunden und ausgewertet, siehe das
Ortsfamilienbuch Hemmersdorf Kreis Frankenstein.
b)
Standesamtsregister für Hemmersdorf
Die
Originale dieser Register sollen sich heute im Staatsarchiv Breslau
befinden. Nach heutigem polnischen Recht sollen Register, die älter
als hundert Jahre sind, vom Standesamt an das zuständige
Staatsarchiv übergeben werden. So sollten heute (2007) die
Standesamtsregister vom 1. Oktober 1874 bis 31. Dezember 1906 im
Staatsarchiv Breslau liegen.
Die Mormonen haben für Hemmersdorf und Gierichswalde die Standesamtsregister 1874-1888 wiederholt verfilmt. Die Filme bekamen jeweils neue Nummern, obwohl der Inhalt sich vermutlich wiederholt.
Von
Heinrichswalde wurde im Archiwum Państwowe
(Staaatsarchiv) in Breslau verfilmt:
Zivilstandsregister 1874-1888
der Geburten, Heiraten und Todesfälle von Heinrichswalde (Kr.
Frankenstein), heute Laski (Ząbkowice
Śląskie).
Enthält auch Banau, Heinersdorf, Hemmersdorf,
etc. Die Orte sind jeweils indexiert. 8 Mikrofilmrollen :
Geburten
1874-1875 - Film 1199784 Items 19-20;
Geburten
1876-1877 Heiraten, Tote 1874-1877 - Film 1199785 Items
1-10;
Geburten 1878-1882 Heiraten 1878-1880 - Film
1456502 Items 9-16;
Heiraten 1881-1882 Tote 1878-1882 -
Film 1456503 Items 1-7;
Geburten 1883-1885 - Film
1874323 Items 18-20;
Heiraten, Tote 1883-1885 - Film
1874324 Items 1-6;
Geburten, Heiraten 1886-1888 Tote 1886-1887 -
Film 2035376 Items 14-21;
Tote 1888 - Film 2035377 Item
1.
Die
Mormonen haben auch von Hemmersdorf im Archiwum Państwowe
(Staaatsarchiv) in Breslau verfilmt:
Zivilstandsregister 1874-1888
der Geburten, Heiraten und Todesfälle von Zadel, heute Sadlno
(Ząbkowice
Śląskie).
Enthält auch Einträge für Tarnau , Liebenau (Lubnów),
Heinersdorf, und Hemmersdorf (Ożary).
Die Orte sind jeweils indexiert. 6 Mikrofilmrollen:
Geburten,
Heiraten, Tote 1874-1877 - Film 1199611 Items
2-13;
Geburten, Heiraten 1878-1882 Tote 1878-1881 -
Film 1496649 Items 6-19;
Tote 1882 - Film 1496650 Item
1;
Geburten, Heiraten, Tote 1883-1885 - Film 1895579
Items 2-10;
Geburten, Heiraten 1886-1888 - Film 2089827
Items 10-15;
Tote 1886-1888 - Film 2089828 Items 1-3.
c) Standesamtsregister für Gierichswalde
Wie
eben unter b) beschrieben, enthalten die dort genannten Filme auch
die Standesamtsregister für
Banau (einschliesslich Gierichswalde).
Die
Mormonen haben aber auch vom Standesamt Banau im Archiwum Państwowe
(Staaatsarchiv) in Breslau verfilmt:
Zivilstandsregister 1874-1888
der Geburten, Heiraten und Todesfälle von
Banau,
heute Dzbanów (Ząbkowice
Ślaskie).
Enthält auch: Johnsbach (Janowiec), Frankenberg (Przylęk),
Gierichswalde (Laskówka), Kunitz (Kunice), Pilz
(Pilce). Die Orte sind jeweils indexiert. 6 Mikrofilmrollen:
Geburten, Heiraten, Tote 1874-1877 - Film 1199748
Items 1-12;
Geburten, Heiraten 1878-1882 Tote 1878-1881 -
Film 1417708 Items 11-24;
Tote 1882 - Film 1417709 Item
1;
Geburten, Heiraten 1883-1885 - Film 1874513 Items
13-18;
Heiraten 1885 Tote 1883-1885 - Film 1874514
Items 1-4;
Geburten, Heiraten, Tote 1886-1888 - Film
2035447 Items 11-19.
4. Klosterbücher des Stifts Kamenz, Hemmersdorf betreffend
Nr. 310/0: Amtsgericht
Reichenstein (1665 - 1945)
Umfang: 84 AE –
6,87 lfd. m
Bearbeitet: 22 AE –
2,00 lfd. m
Inventar der unbearbeiteten Bestände (Stand Mai 2005):
1. Kaufprotokollbuch der Stadt Reichenstein 1704 –1722 1 Band
2. Kaufprotokollbuch der Stadt Reichenstein 1729 – 1734 1 Band
3. Kaufprotokollbuch
der Stadt Reichenstein 1731 – 1738 1 Band
4. Grund- und
Hypothekenbuch der Stadt Reichenstein 1731 – 1738 1 Band
5. Grund- und
Hypothekenbuch der Stadt Reichenstein 1738 – 1743 1 Band
6. Grund- und
Hypothekenbuch der Stadt Reichenstein 1743 ff 1 Band
7. Grund- und
Hypothekenbuch der Stadt Reichenstein 1751 1 Band
9. Grund- und
Hypothekenbuch der Stadt Reichenstein 1780 ff 5 Bände
11. Grund- und Hypothekenbuch der Stadt Reichenstein 1780 ff 7 Bände
13. Ingrossationsbücher der Stadt Reichenstein 1801 – 1807 4 Bände
15. Kauf-, Kindervertrags- und Testamentbuch von Dörndorf 1670 –
1739 1 Band
17. Kauf- und
Kindervertragsbuch von Dörndorf 1736 – 1800 1 Band
19. Grund- und
Hypothekenbuch von Dörndorf 1761 – 1801 1 Band
21. Kauf- und
Vertragsbuch von Follmersdorf 1694 – 1760 1 Band
23. Kauf- und
Kindervertragsbuch von Follmersdorf 1735 – 1760 1 Band
25. Grund- und
Hypothekenbuch des Stiftsdorfes Follmersdorf 1752 – 1852 2
Bände
27. Kauf- und
Protokollbuch von Heinrichswalde 1600 – 1746 1 Band
29. Kauf- und
Protokollbuch von Heinrichswalde 1674 – 1745 1 Band
31. Kauf- und
Kindervertrags- und Hypothekenbuch von Heinrichswalde 1735 – 1787 1 Band
33. Kauf- und
Kindervertragsbuch von Heinrichswalde 1756 – 1800 1 Band
35. Grund- und
Hypothekenbücher von Heinrichswalde 1756 – 1828 3 Bände
37. Kauf- und
Vertragsbuch von Maifritzdorf 1665 – 1748 1 Band
39. Kauf- und
Kindervertragsbuch von Maifritzdorf 1735 – 1797 1 Band
41. Kauf- und
Vertragsbuch von Maifritzdorf 1780 – 1801 1 Band
43. Grund- und
Hypothekenbuch von Maifritzdorf 1746 – 1834 1 Band
45. Hypothekenbuch über
die Kirchenkapitalien von Maifritzdorf, Follmersdorf und Dörndorf 1736 – 1778 1 Band
47. Kauf- und
Vertragsbuch von Plottnitz 1725 – 1800 1 Band
49. Grund- und
Hypothekenbuch von Plottnitz 1725 – 1827 1 Band
Von Hemmersdorf ist leider nichts aufgeführt, aber vielleicht sind ja auch bei diesen jüngeren Bänden wieder mehrere
Orte in einem Buch zusammengefasst.
Zum Forschen im Staatsarchiv Kamenz wird eine Genehmigung verlangt. Es reicht aber, wenn man eine für das übergeordnete Staatsarchiv
Breslau hat. Die ist auch für die Außenstelle in Kamenz gültig. Meine stets auf ein Jahr befristeten Genehmigungen habe
ich immer ohne Probleme auf meine schriftliche Anfrage aus Breslau geschickt bekommen.
Der preußische König Friedrich der Große hat in einer Kabinetts-Order vom 12.12.1784 für alle Dörfer des
„souverainen Herzogtums Schlesien“ die Errichtung von sogenannten Urbarien zur Festlegung der Rechte und Pflichten der
„Untertanen“ ihren Gutsherren gegenüber angeordnet. Daraufhin wurde im Jahre 1788 im Wege der Verhandlung der
Kreis-Urbarien-Commission mit den seinerzeitigen Besitzern des Dorfes (Kloster Kamenz) und seinen Untertanen ein
Urbarium geschaffen, das noch vorhanden sein könnte. Aber wo befindet sich dieses?
5. Ortsplan Hemmersdorf 1946 mit Hausnummern und damaligen Eigentümern
Der interessante Ortsplan Hemmersdorf 1946 hat leider die Dateigröße 3,7 MB.
Sie können entweder online damit arbeiten oder ihn sich per Download holen.
6. Dorfgemeinschaft Hemmersdorf heute
Die ehemaligen Hemmersdorf halten zusammen und treffen sich alle zwei Jahre.
Der langjährige und verdienstvolle Koordinator dieser 'Hemmersdorfer Treffen' ist natürlich ein echter Hemmersdorfer:
Günter Reichel
Innstraße 19
33689 Bielefeld-Sennestadt
Tel. 05205-20445
Im Februar 2011 starb Herr Reichel und hinterläßt nun eine große Lücke für die Hemmersdorfer und ihre Freunde.
Er wird uns unvergessen bleiben.
7. Was bleibt zu tun?
Meine Daten stammen meist aus Kirchenbüchern von Nachbar-Gemeinden.
Ich würde mich freuen, wenn weitere Forscher ihre Personen-Daten aus Hemmersdorf hier einbringen würden.
Um den Bestand zu vergrößern und zu vervollständigen, bitte ich um Zuarbeit in der Form, dass bei Recherchen aufgefundene
Hinweise von Material mit Bezug auf Hemmersdorf notiert und mir zur Verfügung gestellt werden.
Jeder kann mithelfen! Wir können so gemeinsam einen besseren Überblick über die Familien im alten Hemmersdorf schaffen.
Ergänzungen und Berichtigungen bitte per E-Mail senden an: